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Entgelttransparenz: Der unterschätzte Trumpf im Ärmel

Eine aktuelle Mercer-Studie zeigt, dass Entgelttransparenz weltweit an Bedeutung gewinnt – nicht nur aus Compliance-Gründen, sondern auch als strategischer Vorteil zur Mitarbeiterbindung und -gewinnung. Während internationale Unternehmen bereits aktiv handeln, hinkt Deutschland hinterher. Dabei lohnt es sich, hier aktiv zu werden – denn wer Vertrauen stärkt und Fairness fördert, hat einen klaren Vorteil im War for Talents.

Die Ergebnisse der aktuellen „Global Pay Transparency Survey“ des renommierten Beratungsunternehmens Mercer senden eine klare Botschaft: Transparenz bei der Vergütung wird für Unternehmen weltweit immer wichtiger. Sie ist nicht nur eine Frage der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, sondern auch ein entscheidender Faktor, um Mitarbeiter zu gewinnen, zu halten und zu motivieren. Die Umfrage zeigt auch, wie schwer sich deutsche Unternehmen in diesem Bereich tun.

Ein globaler Trend 

Laut der Umfrage sehen 77 Prozent der Unternehmen weltweit die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben als Haupttreiber ihrer Strategien zur Entgelttransparenz. Gleichzeitig betrachten mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen die Verbesserung der Mitarbeiterzufriedenheit und die Übereinstimmung mit den eigenen Unternehmenswerten als zentrale Ziele. Diese Ergebnisse spiegeln sich auch in den deutschen Zahlen wider.
Allerdings zeigt die Studie auch, dass die Umsetzung von Transparenzmaßnahmen in Deutschland nur langsam voranschreitet. Während in den USA bereits jedes fünfte Unternehmen eine Strategie zur Entgelttransparenz eingeführt hat, liegt der Anteil in Deutschland bei lediglich 10 Prozent. Zudem planen fast 60 Prozent der deutschen Unternehmen, nur die gesetzlichen Mindestvorgaben zur Entgelttransparenz zu erfüllen. Diese Zurückhaltung könnte sich langfristig als strategischer Nachteil erweisen.

Ungenutzte Chancen

Transparenz in der Vergütung bietet Unternehmen weit mehr als nur Compliance-Vorteile. Sie trägt dazu bei, Vertrauen aufzubauen, die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu stärken und Talente gezielt zu binden. Gleichzeitig verdeutlicht die Mercer-Gehaltsstudie, dass noch erheblicher Handlungsbedarf besteht. In Deutschland beträgt der durchschnittliche Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen 10,1 Prozent, von denen 3 Prozent nicht erklärbar sind.

Steigende Erwartungen der Mitarbeiter 

Der Studie zufolge wird Transparenz in der Vergütung zunehmend ein entscheidender Faktor bei der Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber. Knapp 69 Prozent der globalen Unternehmen berichten von einer klaren Erwartungshaltung ihrer Bewerber mit Blick auf Entgelttransparenz. Besonders jüngere Generationen wünschen sich eine offene Kommunikation in Sachen Bezahlung. Unternehmen mit transparenten Vergütungsstrukturen haben somit die Möglichkeit, aus einer vermeintlichen Compliance-Aufgabe einen klaren Wettbewerbsvorteil zu entwickeln.

Was Unternehmen jetzt tun sollten

Um das Potenzial der Entgelttransparenz auszuschöpfen, sollten gerade deutsche Unternehmen über die Erfüllung der gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgehen. Die ab Mitte des nächsten Jahres verbindlichen gesetzlichen Vorschriften der Europäischen Union bieten Unternehmen eine klare Richtung, sollten jedoch als Chance und nicht als Last betrachtet werden.
Erforderlich sind klare Maßnahmen in den Bereichen Change Management, Unternehmenskultur und Kommunikation. Unternehmen sollten transparente Gehaltsrichtlinien etablieren und aktiv in die Förderung von Lohngleichheit investieren. Die Integration verschiedener Unternehmensbereiche ist dabei essenziell.

Fazit

Entgelttransparenz ist weit mehr als nur eine gesetzliche Anforderung. Sie ist ein Schlüsselfaktor für den Erfolg in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Arbeitsmarkt. Deutsche Unternehmen sollten die Chancen der Transparenz nutzen, um langfristig erfolgreich zu sein. Der Weg zur Entgelttransparenz ist zwar eine Herausforderung, bietet aber enormes Potenzial für nachhaltiges Wachstum und eine stärkere Unternehmenskultur.